In den Entwicklungsteams der Projekte „Digitale Rechtsantragstelle“, „Zivilgerichtliches Online-Verfahren“ und „Kommunikationsplattform für Zivilverfahren“ planen wir unsere Arbeit in drei Planungszyklen pro Jahr. Diese decken jeweils vier Monate ab (ein Monat Planung, drei Monate Entwicklung).
In diesem Beitrag geben wir einen Überblick zu unseren geplanten Initiativen (Prioritäten) mit Fokus auf die Produktentwicklung für den zweiten Planungszyklus 2025.
Digitale Rechtsantragstelle
Mehr Services – mehr Wirkung
- Kontopfändung „Wegweiser“: Wir bringen den Wegweiser live.
- Kontopfändung – Antrag auf Erhöhung des Sockelbetrags: Wir bauen das Angebot zum Thema Kontopfändung aus und ermöglichen, dass überschuldete Personen digital einen Antrag auf Erhöhung des Sockelbetrags ausfüllen und bei der richtigen Stelle einreichen können. Wir integrieren den Hinweis auf den Antrag sinnvoll in den bestehenden „Wegweiser“ zur Kontopfändung.
- Prozesskostenhilfe „Vereinfachte Erklärung“: Wir passen den Antragsflow an, um die vereinfachte Erklärung für Minderjährige ohne Einkommen (nach § 2 PKHFV) zu ermöglichen.
- Nachlass: Wir entwickeln einen neuen Servicebereich zum Thema Nachlass, inklusive digitalem Wegweiser/Vorab-Check für den Erbschein
- Nachlass: „Product Discovery“ (Produktfindung) Erbschein: Wir haben belastbare Erkenntnisse und erste validierte Lösungsansätze – insbesondere im Hinblick auf digitale Kommunikation, Online-Terminbuchung und effiziente Informationsübermittlung.
- Nutzerkonto: Wir haben evaluiert, welche Funktionen ein Nutzerkonto ermöglicht und welche Bedürfnisse der Nutzenden es erfüllen kann. Wir haben ein Konzept für eine Nutzerkonto-Minimalversion und ihre Integration in die Plattform entwickelt.
Wissensmanagement: Von Erfahrung bis Best Practice
- „How to service“ – Best Practice: Wir definieren klar ausformulierte Leitfäden, die festhalten, wie wir vorgehen, wenn wir einen Service digitalisieren. Dazu gehören z. B.:
- „Sensible Defaults“ (auf Deutsch etwa „sinnvolle Vorgaben“ oder Standardeinstellungen), wie z.B. Vorlagen in Wissensmanagement-Softwares (Confluence-Seiten), Zusammenarbeitsformate,
- definierte Abstimmungsprozesse zwischen den Services,
- oder die Dokumentation der verschiedenen Phasen der Service-Digitalisierung.
- KERN UX-Standard Discovery-Phase: Das Designsystem-Team geht die nächsten Schritte in der Vorbereitung für einen Wechsel auf das KERN-UX Designsystem für service.justiz.de. Wir etablieren einen regelmäßigen Austausch mit dem KERN-Team und entwickeln eine erste Roadmap für ein potenzielles Roll-Out Ende 2025/Anfang 2026.
Zivilgerichtliches Online-Verfahren
Einfach, digital – Schritt für Schritt zur Klage
- „Teilgenerischer Ansatz (TGA)“ – Digitale Einreichung einer allgemeinen Zahlungsklage am Amtsgericht.
Unsere Ziele:
- die TGA-Roadmap, ein Zeitplan und ein Launchdatum sind definiert,
- ein Vorab-Check, die Hauptschritte des Klageablaufs sowie eine Upload-Logik für Anhänge wurden entwickelt,
- die Struktur des Klage-PDFs ist definiert und validiert,
- Nutzendenforschung zur Einbindung der Anwaltschaft wurde durchgeführt und daraus konkrete Anforderungen abgeleitet.
So verbessern wir die Nutzendenerfahrung
- Wir beheben bekannte Probleme und nehmen weitere inhaltliche Verbesserungen für den Fluggastrechte-Onlinedienst vor, z. B.:
- Umsetzung klarerer Eingangsfrage und verständlicherer Ergebnisdarstellung,
- Nutzendenfeedback auswerten und die häufigsten Stolperstellen gezielt beheben,
- Inhalte überarbeiten und aktualisieren,
- Redaktionelle Klarheit durch Text- und Logikanpassungen sicherstellen,
- Eingabefelder durch die Anbindung an externe Datenbanken automatisieren, um Nutzungsfehler zu vermeiden (z. B. Adressen der deutschen Fluggesellschaften).
- „Funnel Optimisation“: Wir wollen die Abschlussquote für die digitale Klage erhöhen, indem wir z. B.:
- Abbrüche und Absprünge identifizieren und gezielt reduzieren,
- die Nutzendenführung in kritischen Schritten verbessern,
- Inhalte vereinfachen und Eingaben klarer strukturieren,
- erste Umsetzungen zur Optimierung des Nutzendenpfads live bringen.
Kommunikationsplattform für Zivilverfahren
In diesem Zyklus wollen wir folgende Produktfunktionen der Kommunikationsplattform konzipieren und entwickeln:
- Verfahrensübersicht
- Datenraum (Visualisierung strukturierter Daten, Ansicht von Dokumenten der Verfahrensbeteiligten, Dokumentenaustausch)
- Navigation auf der Plattform
- Zustellung von Dokumenten und Benachrichtigung bei erfolgter Zustellung
- Tracking von Nutzendenverhalten
Zugang zum Recht – projektübergreifend
Mehr Zugang zum Recht durch Barrierefreiheit
- „Accessibility Compliance“ (Erfüllung der Barrierefreiheitsanforderungen) – BITV Verbesserungen: Wir wollen die Barrierefreiheit unserer Anwendung verbessern und BITV-konforme Standards erfüllen. Dazu werden wir in diesem Zyklus:
- Empfehlungen aus BITV-Tests und Nutzungsfeedback einarbeiten.
- Technische Mängel in der Umsetzung beheben (z. B. Fokusreihenfolge, Labels).
- Verbesserungen an Kontrast, Struktur und Bedienelementen umsetzen.
- Eine inklusivere Nutzung für alle Zielgruppen sicherstellen.
Konsistenz und strategische Grundlagen
- Zielbild Justizportal: Wir arbeiten weiter am Thema Justizportal, mit Fokus auf der Erarbeitung des Scopes (Umfangs).
- Konsistenz-Fundament ausbauen: Wir wollen die Konsistenz in der Erstellung und Darstellung von Inhalten in unseren Onlinediensten verbessern.
Schnittstellen und digitale Einreichung
- Wir wollen im Team ein gemeinsames technisches Verständnis zu den Anforderungen, Integrationsmöglichkeiten und Betriebsoptionen von EGVP Enterprise und „Mein Justizpostfach“ (MJP) entwickeln. Wir wollen unsere Optionen und deren technische Implikationen besser verstehen, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage und einen Umsetzungsplan zu erarbeiten.
Unsere Ziele dabei sind:
- Besserer und barrierefreierer Zugang zum Recht für Bürgerinnen und Bürger,
- Nutzung des elektronischen Rechtsverkehrs für die Erprobung,
- Bessere Einreichungsrate durch leichteren Sendevorgang.
- XJustiz Export für die Fluggastrechte-Klage und weitere Services im Bereich „Zugang zum Recht“: Auf Basis der XJustiz-Tools der BLK AG IT-Standards wollen wir eine modular verfügbare Export-Funktion bauen, die für alle Services auf service.justiz.de genutzt werden kann. Dazu werden wir:
- Eine Lösung implementieren und für die Fluggastrechte-Klage ermöglichen.
- Die Lösung modular für service.justiz.de nutzbar machen.
Technische Infrastruktur zukunftsfähig machen
- Ziel ist es, gemeinsam mit allen Beteiligten ein tragfähiges Konzept für die Plattform-Architektur zu entwickeln – ergebnisoffen, evidenzbasiert und im Einklang mit den bestehenden Teamstrukturen. Dabei soll ein konkreter Plan zur Weiterentwicklung der technischen Architektur im Bereich „Zugang zum Recht“ entstehen, um langfristig skalierbar zu werden. Im Fokus stehen drei zentrale Aspekte:
- Eine Grundlage für ein zukunftssicheres Justizportal legen, das neue Services effizient integriert.
- Die Wiederverwendbarkeit technischer Funktionen
- Sowie die möglichst unabhängige Weiterentwicklung einzelner Services.